Amy Nordberg: Tief im dunklen See

dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH/dp Verlag, Stuttgart, 23.04.2024
ebook, epub, Krimi/Thriller, ISBN: 978-3-98778-965-6, ca. 322 Seiten, 5,99 EUR
Covergestaltung: ArtC.ore-Design / Wildly & Slow Photography
Das ebook wurde vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
https://amynordberg.de/
https://www.digitalpublishers.de

STORY
Die Polizeibeamten in Lenzkirch, einer winzigen Dienststelle im Schwarzwald, werden mit einem aufsehenerregenden Mordfall konfrontiert. Im nahen Schluchsee wird eine weibliche Leiche mit verkohlten Gliedmaßen aufgefunden. Handelt es sich um die Eskalation eines Brandstifters, der bereits mehrere Hütten am Seeufer abgefackelt hat oder sollte gar an der lokalen Sage vom rächenden Kohlebruckner etwas dran sein?
Ausgerechnet die eigenwillige und sozial eingeschränkte Oberkommissarin Helen Winter verbeißt sich in den Fall. Sie findet heraus, dass es sich bei der Leiche um eine Bewohnerin des örtlichen Seniorenheims handelt, ein trostloser Ort, wo nach Helens erstem Eindruck einiges im Argen liegt. Während die Polizistin bei ihren eigenmächtigen Ermittlungen immer mehr in die düstere Historie der Gegend und der Dorfbewohner eintaucht, setzt der Täter sein grausames Werk fort. Auch Helen selbst gerät ins Visier des Mörders.

MEINUNG
Autorin Amy Nordberg präsentiert mit „Tief im dunklen See“ eine reizvolle Mischung, in der eine neurodiverse Ermittlerin in einem düsterem Regional-Thriller ermittelt. Helen Winter eckt oft an, wird von ihren (ausschließlich männlichen) Kollegen unterschätzt und gemobbt. Die Andersartigkeit der Hauptfigur wird hier nicht humorig aufgelöst, wie beispielsweise in den Leander Lost-Romanen, sondern drängt die Protagonistin immer mehr in die Außenseiterrolle und ins Eigenbrötlertum.

Dabei bemerkt man, dass sich Amy Nordberg – bewusst oder unbewusst – nicht festlegt, was Helen Winters Einschränkungen und Fähigkeiten betrifft. So entsteht der Eindruck, dass diese willkürlich, je nach Plot-Erfordernis eingesetzt werden. Auch fällt es schwer, mit der Hauptfigur warm zu werden bzw. stellt sich angesichts ihrer Unberechenbarkeit mehr als einmal die Frage, wie sie überhaupt einen Karriereweg bei der Polizei beschreiten konnte.
Davon ab ist der Krimiplot erstaunlich souverän konstruiert. Beginnend mit harmlosen Standardermittlungen verliert Helen Winter nach und nach den Boden unter den Füßen und bewegt sich auf einen gefährlichen Abgrund zu. Am Ende wird die Ermittlerin sehr viel tiefer in den Fall hineingezogen, als erwartet.

Stimmungsvolle Szenen, überraschende Story-Verzweigungen und das dichte Finale entschädigen auch für die beinahe peinlich dick aufgetragene Abneigung, die Helen Winter im beruflichen Umfeld entgegenschlägt.

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